05/11/2025 0 Comments
„ABWUN“ - Vaterunser
„ABWUN“ - Vaterunser
# Rückblicke

„ABWUN“ - Vaterunser
Bei der Ökumenischen Kirchenrunde am 26.10. stand das Abwun im Mittelpunkt. Das ist die aramäische Urform des „Vaterunsers“. Aramäisch war die Sprache, die Jesus vermutlich selbst gesprochen hat, und „Abwun“ ist eine sehr alte, tiefe Anrede für Gott.
Nach einer kurzen Einführung und gemeinsamen Hören auf die aramäische Fassung entstand ein lebendiges, offenes Gespräch über die unterschiedlichen Empfindungen mit der wortreichen Auslegung des Gebetes.
Die Teilnehmenden empfanden das Aramäische als besonders schön, greifbar und herrlich – weniger fordernd als das vertraute, knappe Vaterunser, das wir in unseren Gottesdiensten sprechen. Im Abwun sahen einige vielmehr den Ausdruck einer Gemeinschaft, in der alle miteinander verbunden sind, statt einzelne Bitten an Gott zu richten. Aber auch die Kürze und Klarheit der deutschen Fassung hat für viele Menschen eine eigene Kraft und Tiefe.
Besonders interessant war die Vorstellung, das Vaterunser wie das Abwun Zeile für Zeile minutenlang singend zu wiederholen. Hätte es eine ähnlich meditative Auswirkung?
Damit auch alle, die nicht dabei waren, über das Gebet und seine Bedeutung nachdenken können, folgt hier der Text mit Übersetzung und Auslegung – als Impuls zum Weiterdenken und Fühlen:
„ABWUN“ - Vaterunser
(Übersetzung Neil Douglas-Klotz)
Abwun d'baschmâja.
Vater unser im Himmel.
Oh du, atmendes Leben in allem. Ursprung des schimmernden Klanges, Du scheinst in uns und um uns, selbst die Dunkelheit leuchtet, wenn wir uns erinnern.
Nethkâdasch schmach.
Geheiligt werde dein Name.
Hilf uns einen heiligen Atemzug zu atmen, bei dem wir nur Dich fühlen und Dein Klang in uns erklinge und uns reinige.
Tete malkuthach.
Dein Reich komme.
Lass Deinen Rat unser Leben regieren, und unsere Absicht klären für die gemeinsame Schöpfung.
Nehwe tzevjânach aikâna d'bwaschmâja af b'arha.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Möge der brennende Wunsch Deines Herzens Himmel und Erde vereinen durch unsere Harmonie.
Hawvlân lachma d'sünkanân jaomâna.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Gewähre uns täglich, was wir an Brot und Einsicht brauchen: das Notwendige für den Ruf des wachsenden Lebens.
Waschboklân chauben (wachtahen) aikâna daf chnän schvoken l'chaljaben.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Löse die Stränge der Fehler, die uns binden, wie wir loslassen, was uns bindet an die Schuld anderer.
Wela tachlân l(ei)'nesjuna ela patzân min bischa.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Lass oberflächliche Dinge uns nicht irreführen, sondern befreie uns von dem, was uns zurückhält.
Metol dilachie malkutha wahaila wateschbuchta l'ahlâm almin. Amen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Aus Dir kommt der allwirksame Wille, die lebendige Kraft zu handeln, das Lied, das alles verschönert und sich von Zeitalter zu Zeitalter erneuert. Wahrhaftige Lebenskraft diesen Aussagen! Mögen sie der Boden sein, aus dem alle meine Handlungen erwachsen. Besiegelt im Vertrauen und Glauben. Amen.
„Möge dieses Lied weiterleben und sich erneuern von Zeitalter zu Zeitalter, von Zusammenkunft zu Zusammenkunft, möge es der Boden sein, aus dem neues Wachstum entsteht.“ (Christian Bollmann)
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